Thermische Konservierung statt Biozideinsatz?
Das Fraunhofer IPA hat vielversprechende Vorversuche durchgeführt, Dispersionsfarben thermisch haltbar zu machen. Für weiterführende Untersuchungen werden im Rahmen eines Forschungsprojekts Partner gesucht.
Topfkonservierungsmittel, auch als Gebindekonservierungsmittel bezeichnet, sind Biozidprodukte, die unter anderem dem Schutz von Farben und Lacken in Behältern vor mikrobieller Schädigung während der Lagerung dienen. Aufgrund potenzieller gesundheitlicher Gefahren stehen sie aktuell unter starkem Druck durch Verbote und regulatorische Einschränkungen.
Am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA wird zurzeit in der Abteilung Beschichtungssystem- und Lackiertechnik ein Forschungsprojekt zur thermischen Konservierung von Bautenfarben und entsprechenden Bindemitteldispersionen vorbereitet. Vorversuche mit einer im Handel erhältlichen weißen Innenwandfarbe und einer entsprechenden Styrol-Acrylat-Copolymerdispersion unter Einsatz eines Autoklavs, eines sogenannnten Sterilisators, haben dabei überraschend positive Resultate ergeben. Entsprechende Versuche mittels Mikrowelle (125 °C, 300 W, 15 min) waren dagegen nicht erfolgreich; Farbe und Dispersion sind dabei vollständig vergelt.
Diese Vorversuche zeigten, dass eine thermische Haltbarmachung von Dispersionsfarben und entsprechenden Bindemitteln vielversprechend ist: Zumindest für kleine Gebindegrößen könnte dies künftig eine Alternative zum Einsatz von Topfkonservierern darstellen.
Weiterführende Untersuchungen sollen nun die Grenzen der thermischen Belastbarkeit in Abhängigkeit von der chemischen Zusammensetzung, die biologische Haltbarkeit von thermisch konservierten, biozidfreien Dispersionsfarben und die anwendungstechnischen Eigenschaften der thermisch konservierten Materialien im Vergleich zu den unbehandelten Pendants beinhalten. Ein entsprechendes Kooperationsprojekt, für das noch Partner gesucht werden, wird am Fraunhofer IPA vorbereitet.
Beispiele für die praktisch unveränderte Mindestfilmbildetemperatur der Bindemitteldispersion mit und ohne thermische Belastung (0 = unbelastet, 1 h / 125 °C (zweimal aufgezogen) sowie 15 min / 140 °C).
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