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11/12/2024 | Universitätsklinikum Tübingen | News

Uniklinikum gewinnt Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2024

Das Universitätsklinikum habe eine Führungsrolle im Feld der Nachhaltigkeit – so das Urteil der Jury. 
Ob Hitzeschutzkonzept, Mitfahr-App oder vegane Verpflegung – am Uniklinikum Tübingen gehen Spitzenmedizin und nachhaltiges Handeln Hand in Hand. Für dieses Engagement hat das Universitätsklinikum den Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie „Vorreiter der Transformation im Gesundheitssektor“ erhalten. Mit dem Preis zeichnet die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. besonders vorbildliche Akteure aus.

Einmalprodukte, ein hoher Stromverbrauch, klimaschädliche Narkosegase: Studien zeigen, dass das Gesundheitswesen weltweit für 4,4 Prozent des Treibhausgasausstoßes verantwortlich ist, in Deutschland sogar für 5,2 Prozent. Am Universitätsklinikum Tübingen wird viel darangesetzt, das zu ändern und die ökologische, wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit in den Klinikumsbetrieb zu integrieren. Dieses Engagement wurde jetzt von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet. Seit 17 Jahren erhalten jährlich 100 Unternehmen aus verschiedensten Branchen die Auszeichnung, die laut einer Studie der Universität Hohenheim zu eine der drei glaubwürdigsten Nachhaltigkeitsawards in Deutschland zählt. Im Finale konnte sich das Universitätsklinikum Tübingen gegen das Universitätsklinikum Heidelberg sowie gegen das Zfp Klinikum am Weissenhof behaupten. Die Preisvergabe findet am 28. November 2024 im Maritim-Hotel in Düsseldorf statt. 

„Die Verantwortung für den Klimaschutz betrifft alle gesellschaftlichen Bereiche – auch das Gesundheitswesen. Diese Auszeichnung ist eine tolle Bestätigung für unser Engagement, das Gesundheitswesen grüner und effizienter zu gestalten, ohne die Qualität der Patientenversorgung zu beeinträchtigen“, sagt der Nachhaltigkeitsbeauftragte des Uniklinikums, Holger Diemer. Nachhaltigkeit ist fest in der Unternehmensstruktur des Uniklinikums verankert. Seit 2022 wird das Thema durch eine eigene Stabsstelle vertreten, die systematisch Maßnahmen mit allen Fachbereichen koordiniert, um CO₂, Strom oder Abfall im Klinikalltag einzusparen.

130 Nachhaltigkeitsbotschafterinnen und -botschafter am Uniklinikum

„Den Preis verdanken wir vielen Kolleginnen und Kollegen, die sich seit Jahren für mehr Nachhaltigkeit und Ressourceneinsparung einsetzen. Denn Nachhaltigkeit ist Teamarbeit und nachhaltiges Handeln geht nur gemeinsam – besonders in so einer großen Organisation wie dem Universitätsklinikum“, betont die Klimaschutzmanagerin Mareike Freund. Beispielsweise setzen sich das Technische Betriebsamt, der Personalrat und die Nachhaltigkeits-Arbeitsgruppen des Instituts für Allgemeinmedizin sowie der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin bereichsübergreifend für Nachhaltigkeit ein. Seit 2024 sorgen zudem rund 130 Nachhaltigkeitsbotschafterinnen und Nachhaltigkeitsbotschafter dafür, den Nachhaltigkeitsgedanken in allen Abteilungen und Kliniken zu verwurzeln und neue Ideen an die Stabsstelle Nachhaltigkeit heranzutragen.

Das Uniklinikum befindet sich mitten in dem Prozess, die Treibhausgasemissionen des Klinikums bestmöglich zu erfassen und systematisch zu reduzieren. Im Oktober 2023 hatte das Uniklinikum den Zuschlag für das Förderprojekt „Erstvorhaben Klimaschutzkonzept und Klimaschutzmanagement" der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) erhalten. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Im Rahmen des zweijährigen Projektes wird ein Klimaschutzkonzept erarbeitet, um Treibhausgasemissionen des Klinikums durch geeignete Maßnahmen weiter zu senken. Hierfür ist es wichtig zu wissen, in welchen Bereichen am effektivsten Emissionen eingespart werden können. Dabei wird das Uniklinikum vom Kompetenzzentrum für klimaresiliente Medizin und Gesundheitseinrichtungen (KliMeG) beraten, eine Untergruppe von KLUG, einem der prominentesten und wichtigsten Player im Bereich Klimawandel und Gesundheit.

Auszug aus bereits umgesetzten Klimaschutzmaßnahmen:

Mobilität: Es gibt rund 2.000 Fahrradstellplätze auf dem Klinikumsgelände, zudem ist ein Fahrradparkhaus in Planung. Noch in 2024 soll ein tariflich vereinbartes Jobrad eingeführt werden. Seit April 2024 gibt es die Mitfahr-App RideBee, über die Mitarbeitende Mitfahrgelegenheiten zur Arbeit und nach Hause finden können. Der Fuhrpark wird sukzessive auf E-Autos umgestellt. Viele innerbetriebliche Fahrten werden mit Dienst-Pedelecs und Lastenrädern durchgeführt.

Hitzeschutz: Seit Juni 2024 gibt es einen Hitzeschutzplan, der Mitarbeitenden wirksame und umsetzbare Maßnahmen bei Sommerhitze aufzeigt. Der Arbeitskreis Hitze nennt im Sommer regelmäßig Maßnahmen zur Entlastung der „Hitze-Hotspots“. Über ein „Hitze-Formular“ können Mitarbeitende seit 2023 hohe Hitzebelastungen an ihrem Arbeitsplatz melden.

Energie: Rund 3.100 Quadratmeter der Dachflächen sind mit PV-Anlagen ausgestattet. Die Kliniken auf dem Berg werden über ein klimaneutrales Holzhackschnitzel-Fernheizwerk mit Wärme versorgt. Zudem wird auf LED-Beleuchtung umgerüstet und die Stromverbräuche von medizinischen Großgeräten (MRT, CT etc.) werden optimiert.

Verpflegung: Seit 2023 gibt es eine vegane Menülinie in den Mensen. Das erste Menü, das stationäre Patientinnen und Patienten am ersten Tag erhalten, ist seit März 2022 immer vegetarisch. Bis Ende 2023 konnten dadurch 7.632 Fleischmahlzeiten eingespart werden. Um Ressourcen zu sparen, wird seit Januar 2022 in den Mensen das Mehrwegpfandsystem Recup und Rebowl verwendet.

Narkosegas: Das Narkosegas Desfluran ist 2.450 Mal so klimaschädlich wie die gleiche Menge CO₂. Seit 2022 nutzen Anästhesistinnen und Anästhesisten deshalb das weniger schädliche Narkosegas Sevofluran, welches eine ebenso wirkungsvolle Alternative ist.

Medizinische Lehre: Seit dem Sommersemester 2021 gibt es an der medizinischen Fakultät Tübingen das vom Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung entwickelte Wahlfach „Klimawandel & Gesundheit in der Primärversorgung“. Das Wahlfach vermittelt Faktenwissen zum Thema Klimawandel und Gesundheit im allgemeinmedizinischen Kontext und sensibilisiert Studierende früh für den Zusammenhang zwischen Klima und Gesundheit. Mit kurzer Unterbrechung aufgrund personeller Ressourcen wird das Wahlfach wieder im Sommersemester 2025 angeboten.

Über den Deutschen Nachhaltigkeitspreis

Der Deutsche Nachhaltigkeitspreise ist der umfassendste Preis seiner Art in Europa. Er wird seit 2008 jährlich in mehreren Kategorien von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. vergeben, in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, dem Rat für Nachhaltige Entwicklung, kommunalen Spitzenverbänden, Wirtschaftsvereinigungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Forschungseinrichtungen. Die Auszeichnung orientiert sich an den Zielen der Agenda 2030 und damit an den wesentlichen Transformationsfeldern wie Klima, Biodiversität, Ressourcen, Lieferkette und Gesellschaft. 224 Fachjurorinnen und Fachjuroren aus Forschung, Verbänden, Beratung und Zivilgesellschaft entscheiden jährlich über 100 Vorbilder des Wandels in allen Branchen der deutschen Wirtschaft.

Weitere Informationen

Experte/Expertin:
Holger Diemer
Nachhaltigkeitsbeauftragter
Stabsstelle Nachhaltigkeit

Mareike Freund
Klimaschutzmanagerin
Stabsstelle Nachhaltigkeit

Source:
https://www.medizin.uni-tuebingen.de/de/das-klinikum/pressemeldungen/680?press_str=