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06/20/2023 | Universitätsklinikum Tübingen | News

Therapeutischer mRNA-Impfstoffkandidat von CureVac gegen neu diagnostizierte Glioblastome - Internationale Phase-I-Studie startet am Uniklinikum Tübingen

Das Glioblastom ist ein solider Tumor, der im Zentralnervensystem entsteht. Heilbar ist dieser Tumor bislang nicht. Am Universitätsklinikum und an der Medizinischen Fakultät Tübingen startete die Behandlung des ersten Patienten im Rahmen einer internationalen klinischen Phase-I-Studie. Sponsor der Studie ist CureVac. Das Konzept der Studie wurde in einer Kooperation mit Prof. Dr. Dr. Ghazaleh Tabatabai, Ärztliche Direktorin der Abteilung Neurologie mit interdisziplinärem Schwerpunkt Neuroonkologie am Universitätsklinikum und am Hertie-Institut für Klinische Hirnforschung entworfen, die auch als Leiterin der internationalen multizentrischen klinischen Prüfung fungiert.

Trotz multimodaler Behandlungsoptionen mit neurochirurgischer Behandlung, Strahlentherapie, Chemotherapie und Tumortherapiefeldern bleibt die Behandlung des Glioblastoms eine große Herausforderung. Der Tumor gehört zu den aggressivsten soliden Tumoren und ist bislang unheilbar. Klinische Phase-I-Studien der letzten Jahre haben jedoch gezeigt, dass es durch sogenannte therapeutische Impfungen mit gezielter Zusammensetzung gelingen kann, das Immunsystem gegen den Tumor zu trainieren und zu mobilisieren. „Bei der Weiterentwicklung der Glioblastom-Therapie legen wir daher einen speziellen Fokus auf die Immuntherapie“, erklärt Prof. Tabatabai.

Über die neue Studie 

In dieser multizentrischen internationalen CureVac-Phase-I-Studie wird nun erstmals eine therapeutische Impfung auf Basis von Messenger-Ribonukleinsäure (mRNA) eingesetzt, dem CureVac-Krebsimpfstoffkandidaten CVGBM. Das Unternehmen hat CVGBM auf seinem proprietären mRNA-Gerüst der zweiten Generation entwickelt. Der Impfstoff enthält eine einzige mRNA, die für acht kurze Zielstrukturen kodiert. Mit CVGBM sollen sogenannte T-Zellen des Immunsystems gezielt gegen Tumorzellen aktiviert werden. „Dass diese Zielstrukturen eine Relevanz beim Glioblastom haben, wissen wir aufgrund vorausgehender klinischer Studien“, so Prof. Tabatabai. 

Die Behandlung erfolgt bei Betroffenen mit Erstdiagnose eines Glioblastoms oder IDH-Wildtyp Astrozytoms mit molekularer Signatur eines Glioblastoms, deren Tumorgewebe einen unmethylierten MGMT-Promoter aufweist. Zudem muss der immunologische Subtyp HLA-A02 vorliegen. „Wir müssen also nach der Tumordiagnose und vor einem möglichen Einschluss in die Studie bei unseren Patientinnen und Patienten zunächst eine Blutuntersuchung durchführen. Nur so können wir den HLA-Subtyp ermitteln“, beschreibt Prof. Tabatabai das Vorgehen. Bei Vorliegen eines HLA-02-Subtyps können die weiteren Kriterien für einen möglichen Einschluss überprüft werden, bevor feststeht, ob eine Studienbehandlung angeboten werden kann. „Es ist daher sehr wichtig, dass wir Patientinnen und Patienten frühzeitig nach Operation und Diagnosestellung untersuchen, spätestens während der Radio- und Chemotherapie, weil die Studienbehandlung im Anschluss an die Radio- und Chemotherapie erfolgen soll“, so Prof. Tabatabai. „Die etablierten interdisziplinären Behandlungspfade und die kooperative Haltung an den teilnehmenden neuroonkologischen Zentren werden uns hierbei enorm helfen, diese engen Zeitabstände einzuhalten.“ 

Die immunologische Studienbehandlung ersetzt bei Studienteilnehmenden die Temozolomid-Erhaltungschemotherapie. „Das Ersetzen der Temozolomid-Therapie bei MGMT-unmethylierten neu diagnostizierten Glioblastomen ist im Rahmen klinischer Studien ein anerkanntes Konzept in der Neuroonkologie. Das gilt allerdings nicht bei einer Behandlung außerhalb klinischer Studien sowie für die Behandlung MGMT-methylierter Glioblastome“, erläutert Prof. Tabatabai. 

Der Standort Tübingen hat als erstes Zentrum weltweit mit der Studienbehandlung begonnen. „Weitere Zentren in Deutschland und anderen europäischen Ländern beginnen ebenfalls in naher Zukunft“, sagt Dr. Ulrike Gnad-Vogt, Senior Vice President Area Head Oncology im Unternehmen CureVac. „Wir haben eine sehr kooperative Grundhaltung und etablierte synergistische Zusammenarbeit unter den neuroonkologischen Kolleginnen und Kollegen im In- und Ausland“, so Prof. Tabatabai und führt fort: „Daher sind wir sehr zuversichtlich, dass unser Netzwerk auch bei dieser CureVac-Phase-I-Studie die Kräfte bündeln und die Therapie-Weiterentwicklung im Kampf gegen das Glioblastom einen Schritt weiter voranbringen wird.“ 

 

Mehr Informationen für Betroffene

An der Studie teilnehmen können erwachsene Patienten und Patientinnen mit einem neu diagnostizierten MGMT-unmethylierten Glioblastom oder MGMT-unmethyliertem IDH-Wildtyp Astrozyom mit molekularer Signatur eines Glioblastoms. Die Operation als auch die Radio- und Chemotherapie des Glioblastoms können auswärts erfolgen. Vor Einschluss in die Studie müssen auswärtige Patientinnen und Patienten jedoch zunächst ins neuroonkologische Studienzentrum kommen. Im Rahmen dieser ersten Vorstellung wird u. a. eine Blutuntersuchung durchgeführt. Erst wenn der HLA-Subtyp bestätigt wird, kann in einem weiteren Besuch eine Prüfung aller Einschluss- und Ausschlusskriterien sowie die Aufklärung über die Studienbehandlung erfolgen. Die Impfungen erfolgen im Anschluss an den Radiochemotherapie-Block der Standardtherapie. Weitere Details und Terminplanungen werden direkt mit den Betroffenen vereinbart. 

Für weiterführende Informationen für alle interessierten Patientinnen, Patienten und ärztlichen Kolleginnen und Kollegen wenden Sie sich bitte an:
 zno@med.uni-tuebingen.de; Betreff: „CureVac-Studie“

Medienkontakt

Stabsstelle Kommunikation und Medien

07071 29-88548

presse@med.uni-tuebingen.de

Expertin:
Prof. Dr. Dr. Ghazaleh Tabatabai
Neurologische Universitätsklinik und Hertie-Institut für Klinische Hirnforschung
Abteilung Neurologie mit Interdisziplinärem Schwerpunkt Neuroonkologie

Source:
https://www.medizin.uni-tuebingen.de/de/das-klinikum/pressemeldungen/576?press_str=