Zucker gegen Unkraut – mehr Mut für Deutschlands Gründer
Den anwesenden Unternehmern und Politikern las zunächst Laudator Dr. Dirk Biskup, Serial Entrepreneur und unter anderem Geschäftsführer der mit dem Deutschen Gründerpreis ausgezeichneten CeGaT GmbH aus Tübingen die Leviten: „Wir schaffen es nicht, aus guten Ideen und guter Grundlagenforschung international wettbewerbsfähige Unternehmen zu machen.“ Seine unmissverständliche Begründung: „Wir sind feige.“ Das gelte für die Finanzwelt: Das Geld liege auf Sparbüchern und werde nicht investiert. Es gelte für die Politik, die stets nur noch versuche Fehler zu vermeiden und daher keine mutigen Entscheidungen mehr treffe. Und das gelte auch für Wissenschaftler, die das Risiko einer Gründung scheuen und die Festanstellung bevorzugen. Den Preisträgern des diesjährigen elften Ideenwettbewerbs Science2Start gab Dr. Biskup mit auf den Weg: „Das Schwierige liegt noch vor euch. Macht aus der guten Idee ein erfolgreiches Unternehmen.“
Die Preisverleihung fand im Rahmen des traditionellen Sommerempfangs statt, der von der BioRegio STERN Management GmbH und dem Verein zur Förderung der Biotechnologie und Medizintechnik e. V. und mit Unterstützung zahlreicher Sponsoren wie der TTR Technologieparks Tübingen-Reutlingen GmbH veranstaltet wurde. Kooperationspartner in diesem Jahr waren außerdem die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart sowie die Stadt Fellbach, deren Oberbürgermeisterin Gabriele Zull die Gäste im „Haus der Rosen“ begrüßte.
Die Gewinner erhielten Preisgelder in Höhe von diesmal insgesamt 5.500 Euro, die wie in den vergangenen Jahren von „Voelker & Partner Rechtsanwälte Steuerberater Wirtschaftsprüfer“ ausgelobt worden waren. Vier Teams aus Wissenschaftlern und Gründern aus der Region wurden ausgezeichnet:
Platz 1: „Ungewöhnlicher Zucker wirkt als natürliches Herbizid“
Dr. Klaus Brilisauer von der Universität Tübingen hat gemeinsam mit einem Team aus Wissenschaftlern um Prof. Karl Forchhammer aus dem Interfakultären Institut für Mikrobiologie und Infektionsmedizin und Prof. Stephanie Grond vom Institut Organische Chemie der Universität Tübingen ein ungewöhnliches Herbizid entdeckt. Sie isolierten aus dem Bakterium Synechococcus elongatus einen speziellen Desoxyzucker. Dieser natürliche Wirkstoff könnte als Ersatzstoff für Unkrautvernichter wie beispielsweise Glyphosat eingesetzt werden.
Platz 2: „Automatisierte Legionellen-Untersuchung von Trinkwasser“
Dr. Michael Jauss von der BlueLab Wasseranalysesysteme GmbH aus Tübingen hat ein automatisiertes und schnelles Messsystem zum Nachweis von Legionellen entwickelt. Das mit Antikörpern ausgestattete kleine Gerät wird im Leitungssystem installiert und erstellt digitale Auswertungsergebnisse. Der Ingenieur liefert damit eine Lösung zur Früherkennung von Gefahrensituationen, die weltweit in den Trinkwasserleitungen nahezu aller Gebäude latent vorhanden sind.
Platz 3: „LogoLeon“ – KI-basierte Therapie-App
Catja Eikelberg, Alexander Otto-Keinke und Lars Horber von der Universität Tübingen entwickeln eine App, die, basierend auf einer Gesichtserkennung und künstlicher Intelligenz in der Augmented Reality (AR), eine innovative Ergänzung zur Sprachtherapie für Kinder bietet. LogoLeon wird die erste App auf dem Therapiemarkt sein, die den kindlichen Spaß beim Ausprobieren der Mundmotorik in der AR fördert. Um spätere Sprechfehler oder schiefe Zähne zu vermeiden, können Kinder bereits ab vier Jahren präventiv oder therapiebegleitend zur Logopädie mit der App ihre Mundmuskulatur stärken und die Wahrnehmung verbessern.
Platz 3: „Rehago“ – Virtual Reality Training
Philipp Zajac, Johannes Höfener, Anika Ochsenfahrt und Melanie Schweis bilden das Start-up-Team der ReHub GmbH aus Reutlingen. Sie haben ein kostengünstiges Trainingssystem für Menschen mit halbseitiger Lähmung entwickelt. Virtual-Reality-Spiele sollen als Unterstützung der herkömmlichen Ergo- und Physiotherapien dazu beitragen, Nerven neu zu vernetzen und motorische Defizite zu kompensieren. Das System aus VR-Brille, Smartphone und Controller kann in Kooperation mit dem Therapeuten unkompliziert beim Patienten zu Hause oder bald auch in der Klinik angewendet werden.