Milch und Muskeln machen das Rennen
Gestern Abend, am 22. Oktober 2024, wurde zum ersten Mal der Wittenstein Biointelligenz Preis verliehen. Die Übergabe fand auf dem Biointelligence Congress im Stuttgarter Rathaus statt.
Beworben hatten sich 29 Start-ups und etablierte Unternehmen sowie elf Einzelpersonen. Sechs Finalisten pitchten am Vormittag auf dem Kongress, am Abend wurden dann die beiden ersten Preise gekürt. Die Auswahl hatte die Jury direkt auf dem 2. Biointelligenz-Kongress des Kompetenzzentrums Biointelligenz getroffen, das vom Fraunhofer IPA, der Wittenstein Stiftung sowie den Universitäten Stuttgart, Tübingen und Hohenheim initiiert wurde. Der Kongress bietet interessierten Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik jedes Jahr wertvollen Zugang und Vernetzungsmöglichkeiten, um die biologische Transformation gemeinsam erfolgreich zu gestalten.
Die Gewinner
Zwei große symbolische Schecks hatte Manfred Wittenstein, Gründungsmitglied des Kompetenzzentrums Biointelligenz und Kuratoriumsvorsitzender der Wittenstein Stiftung, dabei: Einen über 20.000 Euro für das Start-up Senara aus Freiburg. Die kleine Firma kultiviert Zellen, die aus den Brustdrüsen laktierender Tiere isoliert wurden, in einem Bioreaktor und kann damit Milch ohne Kühe erzeugen. Und das war der Jury einen 1. Preis wert.
Miriam Filippi von der ETH Zürich erhielt den mit 5000 Euro dotierten 1. Preis für Einzelpersonen. Sie hat ein Prinzip entwickelt, mit dem künstliches Skelettmuskelgewebe über In-vitro-Assemblierung und maschinelles Lernen zur funktionellen Reifung gebracht wird.
Förderung wird fortgesetzt
Der Wittenstein Biointelligenz Preis zeichnet von nun an jährlich neuartige Ansätze oder Lösungen aus den Bereichen Biotechnologie und Informationstechnik aus. Am Wettbewerb teilnehmen können neu gegründete sowie etablierte Unternehmen mit mindestens zwei Kompetenzen aus den Bereichen Biotechnologie, Künstlicher Intelligenz, Produktionstechnologie und Nachhaltigkeit, insbesondere integrative Ansätze. Auch Einzelpersonen, die in Forschungseinrichtungen interdisziplinär mit dem Schwerpunkt Biotechnologie, Künstliche Intelligenz oder Nachhaltigkeit arbeiten, können sich beteiligen. Die Vorschläge sollten eine effektive Integration von Informationstechnologie, Produktionstechnik und Biotechnologie aufweisen und möglichst ganzheitliche integrative Ansätze präsentieren.
»Besonderes Augenmerk legen wir darauf, dass die Idee einen hohen Neuheitsgrad aufweist, das Konzept praktisch umsetzbar ist und außerdem eine klare Auswirkung auf die Nachhaltigkeit hat«, so Professor Thomas Bauernhansl, Leiter des Fraunhofer IPA und Juryvorsitzender. Weitere Jurymitglieder waren Dr. Benedikt Hofmann, Chief Generating Officer (CGO) der Wittenstein SE, Professorin Barbara Lieder, Leiterin des Fachgebiets Humanernährung und Diätetik an der Universität Hohenheim, Adrian Thoma, Managing Director von Gründermotor, sowie Olaf Koch, Partner der Zintinus GmbH.
»Die biologische Transformation der Industrie ist von entscheidender Bedeutung, um die Wertschöpfung nachhaltig zu gestalten, ohne dabei auf Wohlstand und Versorgung der weltweiten Bedarfe zu verzichten. Das Ziel ist es, etablierte Produkte und Wertschöpfungsarchitekturen nachhaltig weiterzuentwickeln, indem innovative Ansätze an der Schnittstelle von Lebenswissenschaften, Ingenieurwesen und Informationstechnologie gefördert werden«, so Dr. Manfred Wittenstein. »Daher haben wir diesen Preis gestiftet.«
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