13.01.2025 | Universität Stuttgart | News

Neues Werkzeug für die synthetische Biologie

Wissenschaftler*innen der Universität Stuttgart ist es gelungen, die Struktur und Funktion von biologischen Membranen mit Hilfe von „DNA-Origami“ zu beeinflussen. Sie haben eine synthetisch-biologische „Toolbox“ für die Manipulation von Zellen entwickelt, die den Transport von großen therapeutischen Molekülen in einzelne Zellen ermöglicht. Damit eröffnet sich ein neuer Weg für gezielte therapeutische Eingriffe in der Medizin. Prof. Laura Na Liu und ihr Team haben ihre Ergebnisse in der Zeitschrift „Nature Materials“ veröffentlicht (DOI: 10.1038/s41563-024-02075-9).

Für die biologische Funktion einer Zelle spielen ihre Form und Morphologie eine Schlüsselrolle. Dies entspricht dem Prinzip „form follows function“, das auch in modernen Bereichen des Designs und der Architektur bekannt ist. Die Übertragung dieses Prinzips auf künstliche Zellen ist eine Herausforderung für die synthetische Biologie. Fortschritte in der DNA-Nanotechnologie bieten nun vielversprechende Lösungen. Sie ermöglichen die Schaffung neuartiger Transportkanäle, die groß genug sind, um den Transfer therapeutischer Proteine durch Zellmembranen zu erleichtern. In diesem neuen Forschungsgebiet haben Wissenschaftlerinnen wie Prof. Laura Na Liu, Direktorin des 2. Physikalischen Instituts an der Universität Stuttgart und Fellow am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung (MPI-FKF), nun ein innovatives Werkzeug entwickelt, um die Form und Durchlässigkeit von Lipidmembranen in synthetischen Zellen zu modellieren. Die Membranen bestehen aus Lipiddoppelschichten, die ein wässriges Kompartiment umschließen und als vereinfachte Modelle echter biologischer Zellen dienen. Sie sind nützlich für die Untersuchung der Membrandynamik, der Proteininteraktionen und des Verhaltens von Lipiden. 

Meilenstein in der Anwendung der DNA-Nanotechnologie

Dieses neue Instrument könnte den Weg für die Schaffung funktioneller synthetischer Zellen ebnen. Die wissenschaftliche Arbeit von Laura Na Liu zielt darauf ab, die Forschung und Entwicklung neuer Therapien maßgeblich zu beeinflussen. Liu und ihrem Team ist es gelungen, mit Hilfe signalabhängiger DNA-Nanoroboter programmierbare Interaktionen mit synthetischen Zellen zu ermöglichen. „Die Arbeit ist ein Meilenstein in der Anwendung der DNA-Nanotechnologie zur Regulierung des Zellverhaltens“, sagt Liu. Ihr Team arbeitet mit riesigen unilamellaren Vesikeln (GUVs), einfachen, zellgroßen Strukturen, die lebende Zellen imitieren. Mit Hilfe von DNA-Nanorobotern konnten die Forscher die Form und Funktionalität dieser synthetischen Zellen beeinflussen.

Weitere Informationen

Über die Studie
Sisi Fan, Shuo Wang, Longjiang Ding, Thomas Speck, Hao Yan, Stephan Nussberger, Na Liu. Morphology remodeling and membrane channel formation in synthetic cells via reconfigurable DNA nanorafts. Nature Materials, DOI: 10.1038/s41563-024-02075-9

Fachlicher Kontakt:
Prof. Laura Na Liu, Universität Stuttgart, 2. Physikalisches Institut, Tel.: +49 711 685-65218, E-Mail

Dr. Jutta Witte
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Publikation:
DOI: 10.1038/s41563-024-02075-9
Quelle:
https://www.uni-stuttgart.de/universitaet/aktuelles/meldungen/Neues-Werkzeug-fuer-die-synthetische-Biologie/