04.04.2025 | Universitätsklinikum Tübingen | News

Endometriose schneller erkennen und mit App besserbehandeln: Tübinger Frauenklinik wird Partner im Versorgungsmodell „ENDO-EVE“

Um die Zeitspanne zwischen dem Auftreten von Beschwerden und der Diagnose Endometriose zu verkürzen, ist die Tübinger Universitätsfrauenklinik Teil des Projekts „ENDO-EVE“. Unter Leitung der Universitätsmedizin Halle und in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Heidelberg soll das Projektmodell helfen, die Diagnosezeit zu verkürzen, die Behandlungsqualität zu optimieren und die Lebensqualität der Patientinnen zu verbessern. Wichtiger Bestandteil ist die Entwicklung eines App-basierten Begleitangebots für Betroffene. Das Projekt wird vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses mit 5,9 Millionen Euro gefördert.

Vom Auftreten erster Beschwerden bis zur Diagnose der Endometriose vergehen oft bis zu zehn Jahre. Durch ihr oftmals diffuses Krankheitsbild ist Endometriose für Betroffene, aber auch für behandelnde Ärztinnen und Ärzte nicht immer eindeutig erkennbar. Hinzu kommt, dass es momentan keine strukturierte Erfassung von Frauen mit endometriose-typischen Beschwerden in den frauenärztlichen Praxen gibt. Eine übergeordnete Koordinierungsstruktur, die abgestimmte Behandlungsprogramme in Zusammenspiel mit den gynäkologischen Praxen anbietet, gibt es bislang noch nicht. Genau dies ist das Ziel von „ENDO-EVE“.  

Patientinnen, Praxen und Zentren gehen Hand in Hand 

Das Projekt fußt auf drei Säulen. Durch eine verbesserte Identifikation sollen niedergelassene Ärzte und Ärztinnen in die Lage versetzt werden, die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer Endometriose schneller und besser einschätzen zu können. Ein standardisiertes Diagnostikprogramm soll ihnen helfen, Verdachtsfälle präziser zu identifizieren. Die zweite Säule besteht aus einem verbesserten Überweisungsprogramm, indem Patientinnen schneller und unkomplizierter an die Endometriosezentren verwiesen werden. Sollte das nächst gelegene Zentrum zu weit entfernt sein, wird eine telemedizinische Beratung für eine erste Einschätzung angeboten. In den Zentren selbst erhalten die Betroffenen eine individuelle, auf ihr spezifisches Krankheitsbild angepasste Therapie. Übergeordnetes Ziel ist es, die Zeit zur Diagnosestellung zu verkürzen und eine auf die Bedürfnisse der Patientin bestmöglich abgestimmte Therapie zu finden und schnellstmöglich in die Wege zu leiten. 

App als digitaler Begleiter für Patientinnen

Die Patientinnen werden während ihrer Therapie durch eine sogenannte „Digital Companion“ App unterstützt. 

Die App wird mehrere Module enthalten, die Betroffene zu bestimmten Facetten der Krankheit aufklärt, wie etwa den Umgang mit akuten Schmerzen, Ernährung und Bewegung oder Förderung der Lebensqualität. Hinzu kommt die Möglichkeit, die eigene subjektive Wahrnehmung der Therapiemaßnahmen zu bewerten. Diese Daten werden an die Ärztinnen und Ärzte der behandelnden Endometriosezentren weitergeleitet. Sie stehen bei Bedarf auch digital in der App als Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen zur Verfügung. „Mit ENDO-EVE wollen wir erstmalig ein übergeordnetes Behandlungsprogramm ins Leben rufen, das Patientinnen, gynäkologische Praxen und Zentren eng miteinander vernetzt. Durch ein app-basiertes Therapiemonitoring mit Patientinnenfeedback in Echtzeit liefert das Programm einen echten Mehrwert in der Behandlung der Krankheit“, erläutert Dr. Jürgen Andress, Leitender Oberarzt und Projektleiter am Standort Tübingen.

Unter der Leitung des Universitätsklinikums Halle (Saale) wird das Projekt über einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Tübingen, dem Universitätsklinikum Heidelberg, mehreren Krankenkassen (AOK Sachsen-Anhalt, AOK Baden-Württemberg) und weiteren Partnern, darunter die Endometriose-Vereinigung Deutschland, durchgeführt. Sollte das Projekt positiv evaluiert werden, könnte es auf ganz Deutschland ausgeweitet werden. 

Weitere Informationen

Experte:
Dr. Jürgen Andress, MHBA
Leitender Oberarzt Department für Frauengesundheit
Leiter Zentrum für Gynäkologische Onkologie
Stellv. Leitung Endometriosezentrum
Universitätsfrauenklinik

Medienkontakt:
Stabsstelle Kommunikation und Medien
Hoppe-Seyler-Straße 6, 72076 Tübingen
07071 29-88548
presse@med.uni-tuebingen.de

Quelle:
https://www.medizin.uni-tuebingen.de/de/das-klinikum/pressemeldungen/meldung/708?press_str=