03.02.2025 | BioRegio STERN Management GmbH | News

Nachhaltigkeit im OP - Rückblick zu "Einschnitte - Einblicke"

Am 29. Januar 2025 fand die Veranstaltung "Einschnitte – Einblicke: Nachhaltigkeit im OP | Green Hospital" statt und wurde live aus der Klinischen Anatomie in Tübingen übertragen. Hier finden Sie einen Rückblick der Veranstaltung.

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Die zentralen Akteure dieser „Einschnitte – Einblicke“ Veranstaltung.

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Copyright: KD Busch / BioRegio STERN Management GmbH

Highlights und Kerninhalte

Nach einer herzlichen Begrüßung durch Dr. Verena Grimm wurden die Podiumsteilnehmer von Prof. Dr. Bernhard Hirt vorgestellt, der durch die Veranstaltung führte. Ein besonderes Highlight der Veranstaltung war ein zuvor produzierter Film, der eine roboter-assistierte Ösophaguschirurgie unter der Leitung von Prof. Dr. André L. Mihaljevic dokumentierte. Der Film verdeutlichte eindrucksvoll die Problematik des hohen Müllaufkommens im OP, indem jedes entsorgte Material durch einen akustischen Effekt hervorgehoben wurde. Am Ende der Operation wurde der entstandene Müll gesammelt – ein beachtlicher Berg, der zum Nachdenken anregte.

Ein besonderer Moment war die Gratulation an das Universitätsklinikum Tübingen zum Gewinn des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2024. Dies unterstrich die Relevanz und das Engagement des Klinikums für umweltfreundlichere Prozesse.

Diskussionen und Expertenbeiträge

Ökonomie vs. Ökologie
Holger Diemer betonte: „Die Ökologie ist genauso wichtig wie die Ökonomie. Wir dürfen nicht die Ressourcen dauerhaft verbrauchen, die wir zum Wirtschaften benötigen. Wir brauchen deshalb Kreislaufwirtschaft – die darf aber nicht teurer sein, das zahlt uns keiner extra“. 

Nachhaltigkeit am Universitätsklinikum Tübingen

Mareike Freund, Klimaschutzmanagerin am Universitätsklinikum Tübingen, wurde aus dem Greenscreen-Studio zugeschaltet und erläuterte die zentralen Aspekte, die im Bereich Nachhaltigkeit in einem Klinikum adressiert werden müssen. Anschließend stellte Sarah Schiemann, Leiterin der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit, nachhaltige Lösungen wie den Einsatz von Narkosegasfiltern, das „4- bzw. 5R“-Konzept bei Medizinprodukten sowie die Bedeutung der Lebenszyklusanalyse (LCA) vor.

Fehlende Nachhaltigkeitsdaten von Medizinprodukteherstellern
Die fehlenden Nachhaltigkeitsdaten von Herstellern waren ein weiteres zentrales Thema. Holger Diemer dazu: "Produktinformationen zur Nachhaltigkeit fehlen seitens der Hersteller weitgehend. Bisher hat sich nur ein einziger Hersteller an das UKT gewandt und diese Daten bereitgestellt. Innerhalb der Produktpalette dieses Herstellers konnte das UKT dann auf nachhaltigere Alternativen umsteigen. Für den Einkauf bedeutet das: Ein Hersteller hat einen klaren Pluspunkt, wenn er transparente Nachhaltigkeitsinformationen liefert.“

Innovationen für nachhaltige Medizinprodukte
Prof. Dr. Peter Pott und Prof. Dr. Tina Histing stellten eine spannende Innovation vor: einen Prototypen für im OP kürzbare Knochenschrauben. Dieser ermöglicht es, exakte Schraubenlängen direkt während der Operation zu fertigen, wodurch weniger Ressourcen verschwendet werden und der Bedarf an verschiedenen Schraubenvarianten reduziert wird.

Projekt SustainMed
Dr. Marie Reumann präsentierte das vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg geförderte Projekt SustainMed. Ziel ist es, ein Pilotinstrument zur Analyse nachhaltiger Wertstoffmanagement-Prozesse im medizinischen Bereich zu entwickeln. Eine Analyse zeigte, dass in der chirurgischen Vorbereitung große Mengen an nicht kontaminiertem Verpackungsmüll entstehen, der teilweise recycelbar wäre. Weitere Ergebnisse werden in einer Folge-Veranstaltung im Juni vorgestellt.

Persönliche Eindrücke und Fazit

Die Veranstaltung verdeutlichte eindrucksvoll, wie viel Handlungsbedarf im Bereich der Nachhaltigkeit in der Medizin besteht. Besonders wichtig war die Erkenntnis, dass medizinische Einrichtungen vermehrt Nachhaltigkeitsdaten von Herstellern benötigen, um fundierte Einkaufsentscheidungen treffen zu können. Die Diskussionen zeigten aber auch, dass Innovation und Dialog zwischen Kliniken, Herstellern und Wissenschaft der Schlüssel für nachhaltige Veränderungen sind.

Ausblick: Fortsetzung im Juni 2025

Am 25. Juni 2025 wird eine weitere Veranstaltung stattfinden, bei der unter anderem der Unterschied zwischen Einweg- und Mehrweg-Instrumenten sowie deren wirtschaftliche und qualitative Aspekte diskutiert werden. Medizintechnik- und Medizinproduktehersteller sind eingeladen, gemeinsam mit Anwendenden zu erarbeiten, wie Produkte nachhaltiger gestaltet werden können.

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden und Vortragenden für eine inspirierende und erkenntnisreiche Veranstaltung! Bilder und Impressionen zur Veranstaltung finden Sie unten.

Quelle:
BioRegio STERN Management GmbH