25.07.2024 | BioRegio STERN Management GmbH Cellendes GmbH | Pressemeldung

Von dieser Idee profitieren Menschen und Mäuse

(Stuttgart/Tübingen) – Die Cellendes GmbH aus Kusterdingen im Landkreis Tübingen entwickelt und vertreibt Hydrogele, mit denen verschiedenste dreidimensionale Zellkulturen hergestellt werden. Diese Zellkulturen, die oft aus humanen Zellen bestehen, können die komplexen Funktionen von Organen wie Haut oder auch von krankhaftem Gewebe, wie zum Beispiel Tumorgewebe, abbilden. Sie haben daher ein großes Potenzial bei der Entwicklung von Medikamenten oder der Testung von giftigen Substanzen eingesetzt zu werden. Da die Übertragbarkeit von Forschungsergebnissen aus tierexperimentellen Studien auf den Menschen zunehmend kritisch gesehen wird, bieten die Zellkultursysteme zahlreiche Vorteile – nicht nur als Ersatz für Tierversuche. Die Unternehmensgründer Dr. Brigitte Angres und Dr. Helmut Wurst entwickeln ihre Hydrogele ständig weiter und beteiligen sich an internationalen Forschungsprojekten. Bei FoBioGel ist Cellendes Projektpartner des NMI Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut an der Universität Tübingen. Außerdem arbeitet das Unternehmen bei B-BRIGHTER, einem EU-finanzierten Projekt zum Thema Bioprinting, mit.

Dass Hydrogele die Zukunft der Kultivierung sind, beweisen auch die zahlreichen internationalen Forschungsprojekte, an denen die Cellendes GmbH beteiligt ist. Aktuell arbeitet das Team beispielsweise gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland, Schweden, Spanien und Israel an „B-BRIGHTER“. Das EU-finanzierte Projekt hat das Ziel, bis 2025 Gewebezüchtungen mittels Bioprinting zu optimieren. Bioprinting gilt als vielversprechende Methode zur Herstellung von funktionalen Geweben mit physiologischen Eigenschaften. Dieses additive Fertigungsverfahren ermöglicht es, lebende Zellen zusammen mit gerüstbildenden Hilfsstoffen zu größeren Gewebestrukturen zu „drucken“. Bisher wurde schichtweise von unten nach oben gedruckt, was aber mit erheblichen Herausforderungen bezüglich der Lebensfähigkeit der Zellen sowie mit technischen Beschränkungen hinsichtlich der Druckgeschwindigkeit und der räumlichen Auflösung verbunden war. Im Rahmen von B-BRIGHTER wird ein Top-Down-Lithografieverfahren entwickelt, bei dem mit Hilfe digital gesteuerter Beleuchtung im Hochgeschwindigkeitsmodus selektiv dreidimensionale Bereiche zum Hydrogel vernetzt werden. Mit diesem Ansatz lassen sich schnell funktionale 3D-Geometrien mit hoher räumlicher Auflösung herstellen. 

 

Lösung auf viele Fragen der Forscher

Die neuen Hydrogele von Cellendes spielen dabei eine entscheidende Rolle, denn – im Gegensatz zu herkömmlichen Hydrogelen, die „gelieren“, sobald die Ingredienzien vermischt werden – entstehen sie erst, wenn sie mit einem Speziallicht bestrahlt werden. Diese photoinduzierbaren Hydrogele könnten daher für die Forschungsgruppe zum Game-Changer werden, wenn sie anspruchsvolle Gewebemodelle von Augenhornhaut oder Darmwand erstellt. Gerade der Nachbau der Zellen von Darmgewebe in einem Modell, das die Nahrungsaufnahme simuliert, gilt als hochkomplex – doch die neuen Gele ermöglichen es, Kanäle zu drucken oder die typischen Mikrovilli-Strukturen des Darms zu generieren 

Nicht minder spannend ist das Projekt FoBioGel, bei dem Cellendes Projektpartner des NMI Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut an der Universität Tübingen ist. Auch in diesem Verbundvorhaben entwickelt das Unternehmen fotostrukturierbare, biochemisch funktionalisierbare Hydrogele. Hier funktioniert das Prinzip jedoch umgekehrt: Die zunächst spontan gebildeten Gele werden durch Beleuchtung wieder abgebaut. „Diese Hydrogele sind nicht nur dreidimensional, sondern bieten 4D: Wir können verschiedene Festigkeiten zu verschiedenen Zeitpunkten der Kultur bestimmen, je nachdem wann das Licht eingesetzt wird“, erklärt Dr. Angres. „Sie sind eine Lösung auf viele Fragen der Forscher, aber dieses Potenzial ist noch weitgehend unbekannt und es ist auch noch kein kommerzielles Produkt dieser Art auf dem Markt“. Cellendes will diese Marktlücke besetzen.

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