07.02.2024 | Universitätsklinikum Tübingen | News

Studie zur Therapie von bösartigen Hirntumoren startet

Höhere Strahlendosis und Antikörper sollen die Lebenszeit verlängern, ohne dass es zu mehr Nebenwirkungen kommt

Das Glioblastom ist der häufigste und bösartigste Tumor im Gehirn. Patientinnen und Patienten mit Glioblastom weisen trotz aggressiver Therapie weiterhin eine deutlich reduzierte Lebenserwartung auf. In der PRIDE-Studie untersuchen Ärztinnen und Ärzte des Universitätsklinikums Tübingen in Kooperation mit der Ludwig-Maximilians-Universität München einen neuen Behandlungsansatz. Ziel der klinischen Studie ist es, durch die Kombination einer erhöhten Strahlendosis und einem Antikörper die Lebenszeit zu verlängern, ohne dass es zu mehr Nebenwirkungen kommt.

Trotz Operation, Strahlen- und Chemotherapie sowie einer anschließenden Erhaltungschemotherapie, um möglichst alle Tumorzellen zu vernichten, entwickeln sich Glioblastome häufig erneut. Die Heilungschancen von Betroffenen sind schlecht, die Lebenserwartung ist meist deutlich reduziert. Aktuell wird in der Therapie eine Bestrahlung bis zu einer Gesamtdosis von 60 Gray (Gy) mit 2 Gy Einzeldosis eingesetzt. Es gibt jedoch Hinweise, dass diese Dosis für eine Kontrolle des Tumors nicht ausreicht. Einfach die Bestrahlungsdosis zu erhöhen, könnte jedoch zusätzliche Nebenwirkungen verursachen.

Im Rahmen der PRIDE-Studie soll die Strahlendosis hochgesetzt werden, dabei jedoch zusätzlich zwei Mal das Medikament Bevacizumab (ein Antikörper, der das Gefäßwachstum schwächen kann) verabreicht werden, um zusätzlichen Nebenwirkungen entgegenzuwirken. Für die exakte Planung der Bestrahlung werden eine Magnetresonanz-Tomographie (MRT) des Schädels sowie eine FET-PET-Untersuchung durchgeführt, die Tumore im Gehirn sichtbar machen kann.


Die Lebenserwartung verbessern

„Durch die Kombination der bildgebenden, molekularbiologischen sowie bestrahlungstechnischen Möglichkeiten wollen wir den Patientinnen und Patienten die bestmögliche Therapie bieten und die Lebenserwartung verbessern“, sagt Prof. Dr. med. Dipl.-Phys. Maximilian Niyazi, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Radioonkologie.

Ab März 2024 sollen insgesamt 146 Patientinnen und Patienten mit einem Glioblastom im Alter von 18 bis 70 Jahren an der Studie teilnehmen. Die Radiochemotherapie, eine Kombination aus Strahlentherapie und Chemotherapie, dauert insgesamt sechs Wochen (30 Werktage). Währenddessen wird der Antikörper Bevacizumab zweimal im Abstand von drei Wochen verabreicht. Der Gesundheitszustand der Patienten wird wöchentlich überprüft. Etwa vier Wochen nach der Radiochemotherapie wird die Erhaltungstherapie eingeleitet. Vier bis sechs Wochen nach der Radiochemotherapie, und nochmals drei Monate später, wird der Tumor durch ein MRT und eine FET-PET-Untersuchung kontrolliert.

Das mit 1,6 Millionen Euro geförderte Forschungsvorhaben wird geleitet durch Prof. Niyazi. An der Studie (Qualitätslabel NOA-28/ARO 2024-01/AG-NRO-06) sind ebenfalls Prof. Guido Reifenberger vom Institut der Neuropathologie der Universitätsklinik Düsseldorf sowie Prof. Ulrich Mansmann, Direktor des Instituts für medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie der Ludwig-Maximilians-Universität beteiligt. Durchgeführt wird die Studie in den Universitätskliniken Tübingen, Augsburg, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Freiburg, Köln, Leipzig, Regensburg, LMU München sowie an der Charité Berlin.

Studieninteressierte können sich per Mail Strahl.Pride-Studie@med.uni-muenchen.de oder telefonisch 07071 29-82165 an die Universitätsklinik für Radioonkologie wenden.

Weitere Informationen:

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presse@med.uni-tuebingen.de 

Experte:

Prof. Dr. med. Dipl.-Phys. Maximilian Niyazi
Universitätsklinik für Radioonkologie
Ärztlicher Direktor

Quelle:
https://www.medizin.uni-tuebingen.de/de/das-klinikum/pressemeldungen/623