02.03.2022 | BioLAGO e.V. – Das Gesundheitsnetzwerk | News

Big Data in der Klinik: Wie AIQNET Krankenhausabläufe schneller und Patienten gesünder macht

Eisenberg | In dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Projekt AIQNET entsteht ein offenes, digitales Ökosystem, das in Zukunft erlauben soll, medizinische Daten mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) austauschbar und damit für Forschung, Diagnose und Behandlung besser nutzbar zu machen. Die Waldkliniken Eisenberg in Thüringen sind als führendes Zentrum für Orthopädie in Deutschland Teil des 16-köpfigen AIQNET-Konsortiums. Im Interview erläutert Prof. Dr. Patrick Strube, Oberarzt und Leiter des Departments Wirbelsäule, die Rolle der Waldkliniken Eisenberg im Projekt und beschreibt den Mehrwert von AIQNET für Kliniken und Patienten. Dabei beleuchtet er erste Erfolge wie die gelungene Transferierung von Basisdatensätzen in das AIQNET-Ökosystem sowie aktuelle Herausforderungen, etwa die fehlende Bereitstellung von Daten durch geschlossene Krankenhausinformationssysteme.

Aufnahme der Waldkliniken Eisenberg aus der Vogelperspektive.

Die Waldkliniken Eisenberg in Thüringen sind ein führendes Zentrum für Orthopädie in Deutschland.

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Copyright: Waldkliniken Eisenberg

AIQNET soll dazu beitragen, die klinisch-wissenschaftliche Forschung langfristig voranzutreiben. Welche Wettbewerbsvorteile bietet AIQNET den Kliniken?

Das strukturierte und automatisierte Erfassen und Verarbeiten großer Datenmengen ermöglicht allen Teilnehmern, Studien auf eine viel breitere Basis zu stellen. Die Modularität des Ökosystems AIQNET eröffnet eine beliebige Erweiterbarkeit hinsichtlich zukünftiger Datensätze. Einerseits gewinnen die Projektpartner so einen Vorteil für die eigene Forschung, andererseits können die pseudonymisierten Datenmengen sowie die entwickelten KI-Netzwerke auch dazu dienen, Forschungsdienstleistungen für Dritte, beispielsweise für Forschungseinrichtungen oder Medizinproduktehersteller, anzubieten.

 

Klinische und medizinische Daten sind hochsensibel. Wie gelingt es in Ihrer Klinik, Patienten zu motivieren, ihre Daten für AIQNET zur Verfügung zu stellen?

Die meisten Patienten unterstützen gern den medizinischen Fortschritt. Dennoch ist eine deutliche Sensibilisierung hinsichtlich des Datenschutzes und eine Angst der Patienten vor Datenmissbrauch festzustellen. Umso wichtiger ist die Transparenz. Die Sicherheit bezüglich des vertrauensvollen Umgangs mit den Daten und die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften sind ebenso wichtig wie die Nutzung von Anonymisierungs- und Pseudonymisierungsprozessen im Rahmen von Forschungsprojekten wie AIQNET.

 

AIQNET schafft ein Ökosystem zur breiten Nutzung von Gesundheitsdaten für Forschung und evidenzbasierte Medizin. Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell bei der Sammlung und Bereitstellung dieser Daten?

Es gibt noch erhebliche Probleme bei der Bereitstellung dieser Daten. Diese resultieren aus der Abgeschlossenheit der Krankenhausinformationssysteme (KIS) durch fehlende oder unzureichend bereitgestellte Schnittstellen durch die Hersteller, der fehlenden Standardisierung der in den KIS gespeicherten Datenstruktur sowie zahlreichen juristischen, vor allem datenschutzrechtlichen, Hürden. Und letztlich aus dem Fehlen einer die unterschiedlichen KIS vernetzenden Infrastruktur.

 

Wenn Sie Ihren Blick in die Zukunft richten – wo sehen Sie das Ökosystem AIQNET 2030? Was würden Sie sich von ihm wünschen?

Ich sehe AIQNET in Zukunft als Dienstleister, der medizinökonomische und wissenschaftliche Fragestellungen auf Basis von Big Data und mit Hilfe von neuronalen Netzen automatisiert bearbeitet bzw. Informationen für deren Beantwortung bereitstellt. Die Struktur wird modular bleiben und die Zahl der Partner wird ebenso wie die Anwendungen stetig wachsen. Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, wäre das eine standardisierte Integration einer AIQNET-Schnittstelle, beispielsweise als Modul für bestehende KIS-Systeme durch die Hersteller. Ich bin sehr optimistisch, dass dieser Wunsch vielleicht schon vor 2030 in Erfüllung gehen wird.

Quelle:
https://www.biolago.org/de/news/pressemitteilungen/details/big-data-in-der-klinik-wie-aiqnet-krankenhausablaeufe-schneller-und-patienten-gesuender-macht.html