„Vier große Chirurgenhände und zwei kleine Nasenlöcher, das kann zum Problem werden“, fasst Prof. Dr. Bernhard Hirt die Situation während der Demonstration einer minimalinvasiven Stirnhöhlen-OP zusammen. Schließlich müssen Endoskop, Kamera, Licht, Sauger und Bohrer vom chirurgischen Team bis an die Schädelbasis geführt werden, um dort, häufig stundenlange, filigrane Eingriffe durchzuführen. „Weniger Kabel“, war nur einer der Wünsche der Operateure, die wie immer am anatomischen Präparat den Medical Need veranschaulichten.
Die zweite OP, geleitet von Prof. Dr. Arnulf Stenzl, Ärztlicher Direktor der Klinik für Urologie und Direktor des Interuniversitären Zentrums für Medizinische Technologien Stuttgart-Tübingen (IZST) der Universitäten Tübingen und Stuttgart, zeigte am Beispiel einer Prostatektomie die Schwierigkeit, den richtigen Einblick bei einem offen-chirurgischen Zugang zu erhalten: „Bei dieser Beckenboden-OP sieht nur der Chirurg die Details, das Team muss sich die Situation letztlich aufgrund seiner Beschreibung vorstellen“, bedauert Stenzl.
Stundenlange Operationen mit zahlreichen Instrumenten, die in unnatürlicher Stellung möglichst bewegungslos gehalten werden müssen: Prof. Hirt stellte die Frage, ob Roboter zukünftig Operationen übernehmen könnten. „Das vollständig autonome Fahren in der Chirurgie dauert sicherlich noch Jahre. Und wie ein Pilot, muss ein Chirurg immer in der Lage sein, ganz ohne Roboterunterstützung das Flugzeug zu landen bzw. den Patienten zu operieren“, betont Prof. Stenzl. „Aber schon heute ist Roboterunterstützung ein Mittel, um wertvolle medizinische Ressourcen zu schonen.“
Im Zuge der Digitalisierung gebe es in der Branche große technologische Umbrüche, bestätigt Dr. Steffen Hüttner vom Verein zur Förderung der Biotechnologie und Medizintechnik e. V. „Ob Augmented Reality, Virtual Reality oder Künstliche Intelligenz: häufig ist die Technik schon da, aber die Herausforderung ist die Gewöhnung daran.“
Die über 160 Teilnehmer, vorwiegend Entwickler aus der Medizintechnik-Branche, waren bei dieser Ausgabe zwar „nur“ online dabei, konnten aber via Live-Chat mit den Ärzten direkt über Ideen für Instrumente oder Methoden diskutieren. Nach etwas mehr als 60 Minuten bedankte sich Dr. Klaus Eichenberg bei allen Akteuren für die gelungene Premiere des Online-Workshops: „Einschnitte – Einblicke ist eine echte Live-Veranstaltung. Wir konnten heute einen Einblick in dieses außergewöhnliche Format vermitteln, aber wir freuen uns, wenn wir hier im Juni wieder gemeinsam mit den Ärzten direkt am OP-Tisch stehen können. Gleichzeitig bieten wir neue Kommunikationswege an, um die Life-Sciences-Branche in der BioRegion STERN auch unter Pandemie-Bedingungen lebendig zu halten.“
Die Workshop-Reihe wird veranstaltet vom Interuniversitären Zentrum für Medizinische Technologien Stuttgart – Tübingen (IZST) der Universitäten Tübingen und Stuttgart, der BioRegio STERN Management GmbH und dem Verein zur Förderung der Biotechnologie und Medizintechnik e. V. Der nächste Workshop „Einschnitte ― Einblicke“ wird am 30. Juni 2021 stattfinden, wenn möglich wieder vor Ort im Institut für Klinische Anatomie und Zellanalytik in Tübingen.
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