Schüler finden außergewöhnliche Lösungsansätze mit Hilfe von KI
Vermisste Haustiere finden, ein intelligenter Blindenstock, Grundrissplananalyse und Erkennung von Blatterkrankungen – am Wochenende wurden die diesjährigen Gewinner des BWKI gekürt.
Der Bundeswettbewerb Künstliche Intelligenz (BWKI) hat am Samstag die besten Projekte gekürt und die Gewinner am Abend in einer Livesendung verkündet. Zuvor hatte die hochkarätig besetzte Jury über die Gewinner des Wettbewerbes entschieden, nachdem sie am Vormittag jedes Team einzeln in einer Online-Konferenz zu dem jeweiligen Projekt befragt hatte.
In der Alterskategorie bis einschließlich 16 Jahre verkündete die Jurorin Suzanna Randall, Astrophysikerin und angehende Astronautin, das Gewinnerteam CatLab. Die 16-jährigen Schüler Jonas Thumbs und Leonard Prokisch vom Gymnasium Parsberg in der Oberpfalz entwickelten einen Algorithmus, der die Suche von vermissten Katzen in einer Datenbank von Tierschutzorganisationen beschleunigt.
Der Juror und Fernsehmoderator Ranga Yogeshwar kürte den Sieger in der Alterskategorie 17 Jahre und älter. Der 19-jährige Thomas Bayer von der Technischen Schule Aalen, Baden-Württemberg, hat einen intelligenten Blindenstock entwickelt. Die KI vom Team BlindGuide erkennt Hindernisse und gibt ein sensorisches Signal an den Nutzer oder Nutzerin, so dass diese sicher durch den Alltag kommt.
Alle Finalisten erhielten einen kleinen leistungsstarken Computer für KI-Anwendungen von NVIDIA (JetsonNano). Die Gewinner konnten sich zusätzlich über einen Geldpreis in Höhe von 1.500 € pro Team freuen.
Am Abend hatten die Zuschauer der Livesendung die Möglichkeit, für ihre Favoriten, und somit über die Gewinner des Publikumspreises abzustimmen. Der diesjährige Publikumspreis ging an Annika Nassel vom Team LivingAI. Die 17-jährige Schülerin vom Hector-Seminar Pforzheim und dem Lise-Meitner-Gymnasium in Königsbach-Stein, Baden-Württemberg, entwickelte einen Algorithmus zur Analyse von Grundrissplänen von Wohnungen. Mit Hilfe ihrer KI können Wohnungsannoncen in Sekundenschnelle anhand von Grundrissplänen entwickelt werden. Als Preis erhält sie eine Drohne der Marke Tello Edu.
Sonderpreis für ökologische Relevanz
Darüber hinaus zeichnete die Jury überraschend ein weiteres Team mit einem Sonderpreis aus. Die KI vom Team InformaticTeens überzeugte die Jury aufgrund ihrer besonderen ökologischen Relevanz. Das Projekt von Mario Schweikert vom Leibniz-Gymnasium in Neustadt an der Weinstraße und Maria-Theresa Licka vom Elisabeth-von-Thadden-Schule aus Heidelberg, beide 17 Jahre alt, entwickelten eine KI zur Erkennung von Blattkrankheiten an Rebstöcken. Der Einsatz solch einer KI könnte in weiteren Entwicklungsschritten zukünftig für verschiedene Pflanzensorten genutzt werden und den flächendeckenden Einsatz von Pestiziden reduzieren.
Das Gymnasium St. Augustin zu Grimma, Sachsen, wurde mit dem Titel „KI Schule des Jahres“ ausgezeichnet. Mehr als 70 Schüler/innen haben durch ihre Teilnahme am Online-KI-Kurs der Schule zum Sieg verholfen. Als Preis erhält das Gymnasium einen Klassensatz Bionik-Baukästen (bionics4education) und einen durch das Unternehmen Festo gesponserten Workshop zur Nutzung dieser Baukästen.
Auftakt des großen „KI-Tages“ am 14. November bildete der virtuelle BWKI-Hackathon, an dem mehr als 100 Personen zwischen 13 und 25 Jahren teilnahmen. Zum Start des Hackathons wurden die Themen („Challenges“) verkündet: Lebensmittelverschwendung, plastikfrei Leben, Selbstversorgung/regionale Produkte, CO2-Reduzierung sowie Re-use/Recycle. Nachdem die Jugendlichen ihr Thema ausgewählt hatten, wurde acht Stunden lang programmiert und teilweise sogar ein Prototyp konzipiert. Die entwickelten Konzeptideen reichten von Vorhersage von Waldbränden bis zu einem smarten Mülleimer, der analysiert, welche Lebensmittel weggeworfen und in Zukunft in kleinerer Menge eingekauft werden sollten. Die Gewinner werden derzeit ausgewählt und auf den Social-Media-Kanälen des BWKI bekanntgegeben. Zu gewinnen gibt es Buchpreise und Gutscheine für die Online-Kursplattform udemy.
Ministerin Bauer: „KI stellt Gesellschaft vor neue Herausforderungen“
„Die Schülerinnen und Schüler haben einmal mehr gezeigt, auf welch hohem Niveau sie sich mit dem Thema KI beschäftigen und eigene Lösungen entwerfen. Das ist heute wichtiger denn je. KI wird unsere Gesellschaft vor neue Herausforderungen stellen. Die Antworten darauf wird diese Generation finden müssen“, erklärte Theresia Bauer, Wissenschaftsministerin Baden-Württembergs, Vorsitzende der Stiftungsverwaltung der Carl-Zeiss-Stiftung und Schirmherrin des Wettbewerbes. „Unsere Zukunft wird von unseren Kindern gestaltet, daher muss unsere Förderung schon hier anfangen“, sagte Professor Bernhard Schölkopf, Direktor des Max-Planck-Institutes für Intelligente Systeme und einer der Initiatoren des Wettbewerbes. „Ich bin begeistert von der Kreativität, der Wissbegierde und dem Durchhaltevermögen der Schüler dieses Wettbewerbes. Es ist schön zu sehen, wie die Schüler lernen, ihre eigenen Ideen zu verwirklichen. Diese Fähigkeit wird in Zukunft immer wichtiger werden“, ergänzte Professor Matthias Bethge, Co-Initiator des Wettbewerbes und Leiter des Tübingen AI Centers, BMBF-Kompetenzzentrum für Maschinelles Lernen.
In der Jury des Wettbewerbs waren in diesem Jahr vertreten: Dr. Ranga Yogeshwar (Wissenschaftsjournalist), Julian Janssen (TV-Moderator), Dr. Sibylle Anderl (Wissenschaftsjournalistin, FAZ), Dr. Philip Häusser (Physiker, Fernsehmoderator, Webvideoproduzent), Dr. Ute Wilhelmsen (Meeresbiologin), Dr. Suzanna Randall (Astrophysikerin, Astronautin), Prof. Christiane Zarfl (Universität Tübingen), Christoph Röscher (Bosch Center of Artificial Intelligence), Dr. Nina Gaissert (Expertin für Bionik, Festo), Prof. Dr. Matthias Bethge, Dr. Wieland Brendel (Initiatoren des Wettbewerbes, Universität Tübingen), Prof. Dr. Bernhard Schölkopf (Initiator des Wettbewerbes, Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme).
Mehr als 150 Schülerinnen und Schüler hatten 2020 ihre Projektideen beim Wettbewerb eingereicht. Im Finale stellten sich zehn Teams der Jury und dem Publikum vor. Mehr als 2.000 Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Interessierte haben die Angebote des BWKI in diesem Jahr wahrgenommen. In einem kostenfreien Online-KI-Kurs wurden die Grundlagen der KI vermittelt. Eine wöchentliche Programmieraufgabe gab die Gelegenheit, während der Corona-bedingten Schulschließungen die eigenen Programmierkenntnisse zu vertiefen. Der Bundeswettbewerb Künstliche Intelligenz wird im kommenden Jahr erneut ausgeschrieben. Hauptförderer des Wettbewerbs ist die Carl-Zeiss-Stiftung.
Über den Bundeswettbewerb Künstliche Intelligenz
Der BWKI motiviert Schülerinnen und Schüler mit den Werkzeugen der künstlichen Intelligenz ihre eigenen Ideen für eine bessere Welt von morgen umzusetzen. Der Bundeswettbewerb wurde 2018 am KI-Forschungsstandort Tübingen durch das Kompetenzzentrum für Maschinelles Lernen ins Leben gerufen und ermöglicht Jugendlichen ihr Können aktiven im KI-Forschungsumfeld unter Beweis zu stellen.
Weitere Informationen unter https://bw-ki.de.
Über die Carl-Zeiss-Stiftung
Die Carl-Zeiss-Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, Freiräume für wissenschaftliche Durchbrüche zu schaffen. Als Partner exzellenter Wissenschaft unterstützt sie sowohl Grundlagenforschung als auch anwendungsorientierte Forschung und Lehre in den MINT-Fachbereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). 1889 von dem Physiker und Mathematiker Ernst Abbe gegründet, ist die Carl-Zeiss-Stiftung eine der ältesten und größten privaten wissenschaftsfördernden Stiftungen in Deutschland. Sie ist alleinige Eigentümerin der Carl Zeiss AG und SCHOTT AG. Ihre Projekte werden aus den Dividendenausschüttungen der beiden Stiftungsunternehmen finanziert.
Weitere Informationen
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Kontakt:
Dr. Caroline Schmidt
Universität Tübingen
Bundeswettbewerb Künstliche Intelligenz
+49 7071 29-70880
caroline.schmidt@uni-tuebingen.de
Pressekontakt:
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Pressereferent Cyber Valley
+49 7071 29-70794
lennart.schmid@cyber-valley.de
http://www.cyber-valley.de/en/news/schuler-finden-aussergewohnliche-losungsansatze-mit-hilfe-von-ki